Entdecken Sie München mit uns:
Ein Spaziergang
Warum in die Ferne schweifen, denn das Gute liegt so nah.
Ganz nach Meister Goethe nehmen wir Euch mit auf eine Entdeckungsreise durch Bogenhausen. Ihr entdeckt dort einiges Unvermutetes und Interessantes aus der Stadtgeschichte Münchens.
Wir können Euch versprechen, dass es weder langweilig noch trocken wird.
Eher heiter bis wolkig.
Auf dem Bogenhausener Friedhof begegnen Euch so einige Prominente der Stadt und erzählen hier und da einen Schwank aus ihrem Leben.
Wir starten am Isartorplatz:
Hier gibt es schon einmal eine erste Attraktion: Das Valentin Musäum.
Karl Valentin war ein „Grieskram“ mit einem unglaublichen Humor.
Hört und seht selbst:
Mit der Tram der Linie 16 starten wir in Richtung St. Emmeram.
Für sich genommen ist schon der Fahrtweg ein Ereignis, führt er doch am Mariannenplatz mit der Lukaskirche vorbei. Der Liedermacher Konstantin Wecker hat hier das Licht der Münchner Welt erblickt.
Hier eine kleine Hörprobe:
Vor der Begegnung mit Konstantin Wecker hatten wir noch den Landtag im Visier. Unser Kommentar dazu. Hört selbst:
Und am Maxmonument möchten wir Euch die triumphalen Stiefel eines Herrschers zeigen. Zu dessen Füßen seine gelangweilten Vasallen sitzen.
Wer war er?
Der Max war’s.

Nachem wir dem Max kräftig die Hand geschüttelt haben, springen wir in die 16er. Die fährt über die Thierschstraße am Englischen Garten entlang über die Tivolistraße zur Montgelasstraße. Hier steigen wir aus und schlendern gemächlich den Wilhelm-Hausensteinweg aufwärts über einen Bach zum Bogenhausener Friedhof.
Bogenhausen und die Vergangenheit
In diesem Viertel sind einige Wege und Straßennamen nach Widerstands-kämpfern aus der Nazi-Zeit benannt. Wilhelm Hausenstein war einer von ihnen:
Er setzte sich für die jüdische Kultur und damit natürlich auch für das Judentum ein. Nach der Machtübernahme erzwang die Gestapo am 14. April 1933 Hausensteins fristlose Entlassung als Redaktionsmitglied der Münchner Neuesten Nachrichten. Weiterhin durfte er keine Bücher mehr veröffentlichen.
Er hatte sich geweigert, moderne Werke als entartete Kunst zu bezeichnen.
Wir verneigen uns tief vor diesem Mut.
Die Prominenz des Bogenhausener Friedhofs
Auf der Anhöhe angekommen, sehen wir auch schon den Ort unseres Besuchs und wissen sofort, warum der Bogenhausener Friedhof der berühmteste Friedhof Münchens ist!
Hier ist der Platz, an dem viele prominente Münchner*innen unter die Erde gekommen sind. Die meisten der Gräber sind mit kunstvoll gestalteten Grabkreuzen geschmückt. Eigentlich heißt der malerische Ort Friedhof St. Georg und besteht schon seit dem 9. Jahrhundert.
Hat es sich verdient:
Helmut Dietl
Um hier zur „Ruhe“ zu kommen, muss Mann/Frau entweder 30 Jahre in Bogenhausen gelebt oder sich um München verdient gemacht haben.
So Helmut Fischer in der Serie Monaco Franze von Helmut Dietl.
Dieser muss es ja gewußt haben, schließlich ist der Regisseur auch auf diesem Friedhof begraben, also unmittelbarer Nachbar von Helmut Fischer. Die beiden verstehen sich immer noch prächtig, dort wo sie jetzt sind, also im „Münchner Himmel“.

In dieser Serie spiegelt sich „München“ in seiner ganzen Vielfalt.
Der Freigeist: Erich Kästner
Aber auch Erich Kästner ist hier anzutreffen, ein Schriftsteller, der in der Nazi-Zeit im Widerstand gelebt hat.

Er wurde in der Weimarer Republik mit gesellschaftskritischen Gedichten und Essays bekannt. Zu Beginn der Nazi-Dikatur war er einer der wenigen Gegner des Hitler-Regimes, der in Deutschland geblieben ist, obwohl seine Werke auf der Liste der im Mai 1933 verbrannten Bücher standen. Erich Kästner hatte den Mut persönlich bei der Verbrennung seiner eigenen Bücher dabei gewesen zu sein.
Während der Jahre 1935 bis 1945 hielt Kästner sich übrigens erfolgreich mit einem Pseudonym über Wasser. Er schrieb viele originelle Kinderbücher, die geprägt sind von seinem Freigeist und seiner großen Liebe zu Kindern, wie zum Beispiel „Das fliegende Klassenzimmer“:
Wenig Frauen unter vielen Männern: Liesl Karlstadt
Natürlich denken wir auch an die Frauen und stellen fest, dass auf dem Friedhof 46 Männer und sage und schreibe nur 4 außergewöhnliche Frauen einen Platz bekommen haben.
Das darf doch wohl nicht war sein!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
Eine der vier Frauen ist die Liesl Karlstadt, die mit ihrem schauspielerischen Talent begeistert hat. Sie war Komikerin, Soubrette, hat mehrere Musikinstrumente gespielt und auch gesungen.

Liesl Karlstadt alias Elisabeth Wellano war Tochter eines Bäckermeisters und ist in Schwabing geboren – ein echtes „Münchner Kindl“. Als erlernte Verkäuferin wollte sie ihre Begabungen weiter entwickeln. Es zog sie auf die Bühne. Mit 17 Jahren kam sie zu den Münchner Volkssängern und von dort zur Volksbühne und zum Kabarett. Dabei fiel ihr oft der Part zu, chaotische Situationen durch gesunden Menschenversand und weibliche Intuition aufzulösen. Liesl Karlstadt war nicht nur Partnerin von Karl Valentin sondern auch Ideengeberin für Dialoge und Sketche wie den „Firmling“:
Das sozialistische Urgestein:Oskar Maria Graf
Auch an dem Grab des Paradebayern „Oskar Maria Graf“ spazieren wir vorbei.

In seinem Buch „Wir sind Gefangene“ beschreibt er sehr anschaulich die Gründung der bayerischen Räterepublik, in der Kurt Eisner der erste bayerische Ministerpräsident war. Oskar Maria Graf war Sozialist.
Als er am 17. Februar 1933 zu einer Vortragsreise nach Wien fuhr, war das der Beginn seines anfangs freiwilligen Exils. Nachdem er erfuhr, dass die Nazis seine Bücher als Lektüre empfahlen, veröffentlichte er am 12. Mai 1933 in der Wiener Arbeiterzeitung den Artikel „Verbrennt mich!:
Am 12. Mai 1933 schrieb Oskar Maria Graf in der Arbeiter-Zeitung:
„Das dritte Reich hat fast das ganze deutsche Schrifttum von Bedeutung ausgestoßen, hat sich losgesagt von der wirklichen deutschen Dichtung, hat die größte Zahl ihrer wesentlichsten Schriftsteller ins Exil gejagt und das Erscheinen ihrer Werke in Deutschland unmöglich gemacht. Die Ahnungslosigkeit einiger wichtigtuerischer Konjunkturschreiber und der hemmungslose Vandalismus der augenblicklich herrschenden Gewalthaber versuchen all das, was von unserer Dichtung und Kunst Weltgeltung hat, auszurotten, und den Begriff „deutsch“ durch engstirnigsten Nationalismus zu ersetzen. Ein Nationalismus, auf dessen Eingebung selbst die geringste freiheitliche Regung unterdrückt wird, ein Nationalismus, auf dessen Befehl alle meine aufrechten sozialistischen Genossen verfolgt, eingekerkert, gefoltert, ermordet oder aus Verzweiflung in den Freitod getrieben werden! Und die Vertreter dieses barbarischen Nationalismus, der mit Deutschsein nichts, aber auch schon gar nichts zu tun hat, unterstehen sich, mich als einen ihrer „Geistigen“ zu beanspruchen, mich auf ihre sogenannte weiße Liste zu setzen, die vor dem Weltgewissen nur eine schwarze Liste sein kann! Diese Unehre habe ich nicht verdient! Nach meinem ganzen Leben und nach meinem ganzen Schreiben habe ich das Recht, zu verlangen, daß meine Bücher der reinen Flamme des Scheiterhaufens überantwortet werden und nicht in die blutigen Hände und die verdorbenen Hirne der braunen Mordbanden gelangen! Verbrennt die Werke des deutschen Geistes! Er selber wird unauslöschlich sein, wie eure Schmach!“
Ja, liebe Leute, das war’s vom Bogenhausener Friedhof.
Weil an diesem Tag ein sogenanntes Kaiserwetter herrschte, konnten wir uns nicht dazu entschließen, den MVV zu nutzen, und schlenderten deshalb in Richtung Friedensengel.

Ihr werdet bei genauer Betrachtung merken, dass der Friedensengel weiblich ist. Vorbild war die Siegesgöttin Nike des Paionios, und wir fragen uns gerade, wie es kommen kann, dass eine Friedensstatue nach einer kriegführenden Göttin benannt wurde. Das ist in der Geschichte gar nicht so unüblich, dass bewusst oder unbewusst etwas ins Gegenteil verkehrt wurde.
Das bedeutet im Klartext, dass dieser Friedensengel eben doch recht kriegerisch daherkommt. Im 5. Jahrhundert v. Chr. wurde die Nike zu einem Synonym für einen militärisch erlangten Sieg und kann hier erstmals mit historischem Geschehen in Verbindung gebracht werden.
Trotzdem ist der Friedensengel eines der Münchner Wahrzeichen und wacht in 38 Metern Höhe über unsere schöne Münchner Stadt.
Weil wir Euch mit einer guten Laune entlassen wollen, immerhin sind wir ja schon seit zwei Stunden unterwegs, stoppen wir hier. Den Rückweg findet Ihr ja bestimmt alleine, oder Ihr nehmt mit uns die Tram in die Maxvorstadt.
Wie wär’s, wenn wir zusammen einen Spaziergang durch die Maxvorstadt machen? Hier wird es besonders spannend.
Also bis bald! Wir freuen uns sehr darauf, wenn Ihr uns bei unserem Streifzug durch eines der interessantesten Münchner Stadtviertel begleitet.
Bis dahin,
Eure beiden Spaziergänger*innen Anita und Imre